Piraten intern Weltlage

Ein Rechenschaftsbericht der politischen Geschäftsführerin

Nicht in meinem Namen…

Bild von Mary Pahlke auf Pixabay

Transkript

Liebe Mitpiraten,

schade, daß wir uns heute nicht sehen. Da der Bundesparteitag doch nicht an einem der ausgeschriebenen Daten stattfinden kann, bin ich wegen einer lang geplanten und wichtigen familiären Angelegenheit nicht bei euch. So möchte ich mich per Videobotschaft mit meinem Rechenschaftsbericht an euch wenden. Ist ein bißchen wie bei „Nur die Liebe zählt“ hier…

Als ich kandidiert habe, habe ich gesagt, es gäbe kein „Team Lily“. Das hat zu dem Zeitpunkt auch gestimmt, allerdings hat sich rückblickend herauskristallisiert, daß es dennoch Menschen gab, die mich unterstützt und mir Arbeit abgenommen haben, die die gleichen Ziele hatten wie ich und meine Arbeit geschätzt haben. Bei denen möchte ich mich bedanken: für harte Arbeit, aufrichtige Kritik, die Suche nach passenden Worten, die investierte Zeit, die mit erhobenem Kopf ertragenen Anfeindungen.
Das gilt besonders und zuallererst für Thomas Ney und Susanne Reinhardt.

Auch unbedingt erwähnen möchte ich alle Mitglieder der Servicegruppe Bundes-PR, die ihre Arbeit, ihr Hirnschmalz, ihre Zeit und ihr Herzblut darin investiert haben, die Öffentlichkeitsarbeit der Partei in einer Zeit mangelnder politischer Erfolge umzugestalten.

Mein Dank gilt aber auch besonders den Landesvorständen in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und natürlich Sachsen.

Insgesamt danke ich allen, die sich täglich für die Ziele dieser Partei einsetzen – Freiheit, Demokratie, das Recht auf Bildung und eine eigene, frei äußerbare Meinung, das Recht auf freie Wahlen, freie Presse, auf Privatsphäre und Geheimnisse. Piraten werden nicht aufhören, diese Ziele zu leben, für sie zu kämpfen, auf ihnen zu beharren und sie einzufordern. Die Piratenbewegung steht und fällt mit keinem von uns allein – aber mit uns allen. Die Idee aber ist wichtig und richtig und wird immer überleben.

Nun aber zu meinem Rechenschaftsbericht. Die meisten Dinge können in den Sitzungsprotokollen des Vorstands nachgelesen werden.
Daher jetzt in ungeordneter Folge zu dem, was nicht drinsteht:

Wenn freiwillig nackt gezeigte Brüste auf einer Brücke in Dresden okay sind, in einer Autoreklame aber nicht…
…dann verbietet ihr nicht in meinem Namen.

Wenn bekennende Streiter für die Gleichberechtigung einem Bundesvorstand empfehlen, „seine Mädels an die Leine“ zu legen…
…dann beauftragt nicht in meinem Namen.

Wenn anonyme Blogbeiträge oder nächtliche Radioshows ihr Denunziantentum und Hetze mit Whistleblowing verwechseln…
…dann geschieht das nicht in meinem Namen.

Wenn Ordnungsmaßnahmen wegen freier Meinungsäußerung zwei Tage brauchen, welche wegen sexueller Belästigung jedoch seit Jahren unbearbeitet sind…
…dann unterlaßt ihr das nicht in meinem Namen.

Wenn gefordert wird, daß ganz normale Menschen in die Politik gehen sollen, um „Berufspolitiker“ abzulösen, der „frische Wind“ dann aber 24h perfekt in Amt oder Mandat funktionieren soll…
…dann geschieht das nicht in meinem Namen.

Wenn Demonstrationsfreiheit nur für ausgewählte Ziele akzeptiert wird…
…dann demonstriert ihr nicht in meinem Namen.

Wenn sich zurecht über das Frauenbild in anderen Kulturen beschwert wird und gleichzeitig gefordert, Frauen dürften weder gesunde noch kranke Embryonen abtreiben oder wenn überhaupt, dann nur in Absprache mit dem künftigen Vater…
…dann fordert ihr das nicht in meinem Namen.

Wenn biologisches, soziales, empfundenes Geschlecht, sexuelle Vorlieben oder körperliche Merkmale als Zeichen von Kompetenz gelten, statt Können oder vielfältige Erfahrungen…
…dann quotiert ihr nicht in meinem Namen.

Wenn Dinge getan werden, weil wir das „schon immer so gemacht“ haben oder es angeblich so erwartet wird…
…dann tut ihr sie nicht in meinem Namen.

Wenn ein Bundesvorstand mittels eines Antrages einen Europakandidaten rechtswidrig zu verleumden versucht…
…dann handelt er nicht in meinem Namen.

Wenn man angeblich für Grundgesetz und Rechtsordnung einsteht, aber das Urteil eines Amtsgerichtes konsequent ignoriert…
… dann handelt man nicht in meinem Namen.

Wenn ein Europakandidat das Prinzip der Meinungsfreiheit nicht begriffen hat und das auch noch stolz twittert…
…dann auf jeden Fall nicht in meinem Namen.

Wenn Hijab, Niqab oder Burka Zeichen des Feminismus sein sollen…
…dann geschieht das nicht in meinem Namen.

Wenn ein Bundesvorstandskandidat nur gegen „Rechts“ wettern will, statt die Stellungnahme und Einschätzung des örtlichen Kreisverbands zu respektieren oder vielleicht auch mal zu erwähnen, daß es einen Toten gegeben hat…
…dann kandidiert er nicht in meinem Namen.

Wenn Mitglieder maßlose Finanzanträge für Überflüssigkeiten stellen, der Mitgliedsbeitrag aber bitteschön jetzt schon zu hoch sei…
…dann fließt das Geld auch nicht in meinem Namen.

Wenn der Bundesvorstand durch illegale Änderung der Geschäftsordnung nicht nur eine Ordnungsmaßnahme durch die Hintertür versucht, sondern auch damit die Entscheidung des höchstens Gremiums der Partei ignoriert…
…dann nicht in meinem Namen.

Wenn ein Mitglied einen Antrag auf Ordnungsmaßnahme wegen eines Tweets stellt, aber selber nicht unerhebliche Finanzschwierigkeiten verursacht…
…dann tut es das nicht in meinem Namen.

Wenn das Recht auf körperliche Unversehrtheit dort endet, wo eine Religion anfängt…
…dann handelt ihr nicht in meinem Namen.

Wenn Maßnahme gegen die eine politische Seite bejubelnswert, gegen die andere aber nicht okay sind…
…dann jubelt ihr nicht in meinem Namen.

Wenn jemand bigott, illoyal, moralinsauer und niederträchtig ist, und sich dabei für aufrecht, moralisch überlegen und über jeden Zweifel erhaben hält…
…dann seid ihr das ganz sicher nicht nicht in meinem Namen.

Und jetzt, liebe Freunde,

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Leipzigerin aus Leidenschaft. Verliebt in die Stadt. Mutter eines Zirkuskaters. Kennt die beste Eisdiele der Stadt.

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