Stadtpolitik

Kandidatenportrait zur Stadtratswahl 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf der Website der Piraten Leipzig.


Kurz vor der Wahl möchten wir euch noch eine kleine Entscheidungshilfe an die Hand geben und stellen euch unsere Kandidaten für die zehn Leipziger Wahlkreise vor. Wir haben keine Spitzenkandidaten, sondern spitzen Kandidaten. Wir hoffen, ihr empfehlt sie weiter 🙂


Ute Elisabeth Gabelmann, Jahrgang 1981, lebt in Gohlis, aktuell Stadträtin

 

Stelle Dich einem Leipziger bitte in drei Sätzen vor, so daß er über Dich noch etwas Neues erfährt, was durch Deine Arbeit bisher nicht bekannt ist.
Ich pflege seit etwa dreißig Jahren eine unabänderliche Liebe zu Großbritannien, weswegen sowohl der Brexit als auch das erneut drohende schottische Unabhängigkeitsreferendum für mich nicht nur interessante Zeitereignisse, sondern schlimme Entscheidungen waren.
Ich bin einmal als Pflegestelle des örtlichen Tierheims bei einer schwangeren Katze eingesprungen, die bei mir ihre fünf Welpen zur Welt gebracht hat; Kater Dusty, der heute noch bei mir lebt, ist aus diesem Wurf.
Zu den Jobs, die ich in meinem Leben schon mal ausgeführt habe, gehörten Zimmermädchen, Gemüseverkäuferin, Avon-Beraterin und Staubsaugervertreterin.

Wieso sollte Dich jemand, der vielleicht mit Deiner Arbeit im Stadtrat unzufrieden ist, trotzdem wählen?
Weil nur ein winziger Teil meiner Arbeit sichtbar ist. Ich bemühe mich zwar, viele meiner Arbeitsergebnisse transparent zu machen, aber die ungezählten Gespräche, Termine, Absprachen, Überzeugungsanrufe, Nachtstunden zum Anträgeschreiben etc. sieht man natürlich nicht.
Diese Arbeit ist aber wichtig, denn sie macht das Projekt „Piraten im Stadtrat“ langfristig tragbar. Nur weil ein Antrag heute nicht zum Erfolg führt, so heißt das ja nicht, daß nicht die ganze Arbeit, die man reingesteckt hat, nach ein paar Monaten oder Jahre nicht doch Früchte trät.
Und es macht für viele Menschen einen Unterschied, ob ich im Stadtrat sitze oder nicht. Das Feedback, was man doch immer mal wieder kriegt, ist den ganzen Ärger, den man manchmal doch hat, immer wert.

Welche Deiner persönlichen Schwächen haben Dir im Stadtrat möglicherweise zu Deinem Vorteil gereicht?
Sicherlich mein etwas schräger Humor und meine große Klappe. Manche Sitzungen, Ereignisse, Redebeiträge oder Kollegen sind einfach nur so zu ertragen. Und im Gespräch mit „Bürgern“ (ich mag das Wort nicht, es baut eine unnötige Distanz auf) sorgt das dafür, daß man eben nicht wie der „typische Politiker“ wahrgenommen wird.

Würdest Du am Ende Deiner ersten Amtszeit im Stadtrat von einem Erfolg sprechen?
Ja, auf jeden Fall! Nicht, weil wir wahnsinnig viel von dem umgesetzt hätten, was in unserem Programm steht (das ist mit einem von siebzig Stadträten kaum möglich). Aber weil wir kontinuierlich immer wieder sichtbar geblieben sind und viele Anträge anderer Fraktionen einfach durch die Debatten in den Ausschüssen und durch viel Überzeugungsarbeit im persönlichen Gespräch eine deutlich piratige Handschrift tragen.

Was würdest Du in der nächsten Legislatur deutlich anders machen als bisher?
Ich wüßte jetzt natürlich schon viel besser, wie die Abläufe sind, wer die Schlüssel-Ansprechpartner sind, wen ich mit ins Boot holen muß, um etwas zu bewegen.
Auch kennt man mich jetzt schon, Menschen vertrauen mir, so daß ich also nicht erneut Zeit benötige, mir Vertrauen zu erwerben. Man weiß, wie man mich einzuschätzen hat und wofür ich stehe.
Ich könnte also deutlich produktiver sein als in meiner ersten Amtszeit.

Macht es für die Menschen einen Unterschied, ob Ute Elisabeth Gabelmann im Stadtrat sitzt oder nicht? Wenn ja, warum?
Ja, macht es. Ich kann Themen mit einem „leicht verdaulichen“ Anstrich so präsentieren, daß auch eher trockene und sperrige Anliegen durchaus bei der Presse auf Interesse stoßen und so erst eine breite Debatte möglich ist. Ohne mein Engagement in Bezug auf die eine Million Steuergeld für die Katholikentagsparty hätte es die intensive öffentliche Auseinandersetzung damit und auch das Bürgerbegehren nie gegeben.

Was war aus Deiner Sicht Dein bisher größter politischer Fehler?
Hin und wieder zu lange und zu intensiv geprüft zu haben, ob ein Anliegen als Antrag in der Form, wie es mir vorschwebt, überhaupt gestellt werden kann. In der Zeit sind dann andere Fraktionen mit einem ähnlichen Gedanken – zwar unausgereift, aber eben doch als erste – vorgeprescht und die Chance war vertan.
Für die nächste Legislatur weiß ich: erst handeln, dann denken 😉