Anfragen Ratsversammlung

Völkerschauen im Zoo Leipzig

Sachverhalt:
Der Leipziger Zoo wurde 1876 von dem Gastwirt Ernst Pinkert gegründet. Schon im Jahr der Eröffnung wurden dort Menschen ausgestellt. Zwischen Raubtierhaus und Robbenbecken wurde eine „Völkerwiese“ genannte Fläche für die Menschenschauen vorgehalten. Später wurde eine mit entsprechenden Urwaldkulissen versehene „Völkerbühne“ erbaut, auf der ebenfalls Aufführungen stattfanden. Diese wurde im Volksmund „Hotel zum wilden Mann“ genannt.

Bis zur letzten Schau im Jahr 1931 fanden dort etwa vierzig Völkerschauen statt. Damit war der Leipziger Zoo nach Hamburg und Berlin einer der wichtigsten Orte für Völkerschauen in Deutschland.

Vorangestellt sei festzuhalten, dass sich der Zoo Leipzig intensiv mit seiner Geschichte beschäftigt hat und sich des Kapitels der Völkerschauen als Bestandteil seiner Historie bewusst ist.

Ich frage daher an:
1. Wie viele Menschen insgesamt wurden zwischen 1876 und 1931 im Leipziger Zoo ausgestellt? Aus welchen Ländern stammten diese?

Entsprechend der aufgearbeiteten Daten sind mehr als 750 Menschen ausgestellt worden, eine konkrete Zahl lässt sich aufgrund lückenhafter überlieferter Aufzeichnungen nicht nachvollziehen. Es wurden Menschen aus aller Welt zur Schau gestellt – überwiegend Menschen aus afrikanischen Ländern, aber auch aus Nordamerika, Nordeuropa, Australien und Asien.

2. Wie viele der „Ausstellungsobjekte“ sind während der Völkerschauen verstorben? Was geschah üblicherweise mit den Verstorbenen?

Diese Zahl konnte nicht herausgearbeitet werden. Es ist ein Fall benannt. Das Begräbnis des Äthiopiers auf dem Südfriedhof wurde zu damaligen Zeiten auch im Leipziger Tageblatt (10.05.1906) festgehalten.

3. Auf welche Weise hat der Zoo Leipzig dieses Kapitel seiner Geschichte aufgearbeitet?

Im Rahmen des 125-jährigen Jubiläums des Zoos wurden die Geschichte und das Zooarchiv mit einem Leipziger Historiker über mehrere Jahre wissenschaftlich bearbeitet. Im Jahr 2003 wurde als ein Teilergebnis die Chronik „Auf der Spur des Löwen“ veröffentlicht. Dort wird in einem Kapitel die Geschichte der Völkerschauen erläutert.

4. Wird das Thema im Rahmen der pädagogischen Begleitung von Schulklassen, Studentengruppen oder anderen Interessierten angeboten bzw. werden dazu Lehr- und Hintergrundmaterialien bereitgehalten?

Über die Publikation hinaus gibt es gegenwärtig keine Materialien, da das Thema dort ausführlich beschrieben ist. Im Rahmen des Zooschul-Unterrichtes und von Zooführungen wird selbstverständlich darauf eingegangen.

5. Auf welche Art und Weise wird im Zoo Leipzig an diese Historie erinnert?

Die Publikation gibt einen Einblick und legt die Tatsache der Völkerschauen als Teil der Geschichte des Zoos offen.

Link ins AllRIS:
Anfrage VI-F-08181
Antwort der Stadtverwaltung

Über

Leipzigerin aus Leidenschaft. Verliebt in die Stadt. Mutter eines Zirkuskaters. Kennt die beste Eisdiele der Stadt.